BUND-Regionalverband
Donau-Iller

Hecken – Hotspots der Artenvielfalt

25. Juni 2024 | Naturschutz, Naturnahe Gärten

Start eines mehrjährigen Feldheckenprojektes am Himmelreich in Blaubeuren (16.02.2023)  (M. C. Thumm)

Feldhecken sind in unserer Landschaft selten geworden. Ursprünglich vom Menschen als
pflegeleichte Alternative zum reparaturbedürftigen Holzzaun geschaffen, sind sie vielerorts im Zuge der Flurbereinigung der intensivierten Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Das ist schade, denn sie sind nicht nur ein angenehmer Blickfang in einer sonst oft eintönigen Landschaft, sondern ein wahrer Hotspot der Artenvielfalt. Eine Hecke kann man quasi als zwei Waldränder ohne Wald dazwischen betrachten. Sie haben eine Stockwerksschichtung in Boden-, Kraut- Strauch – und Baumschicht, genau wie ein Wald, sowie eine horizontale Tiefenschichtung nach innen, wo es dunkler und feuchter wird. 

Dadurch bietet die Feldhecke ein Mosaik an Kleinlebensräumen, das für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen attraktiv ist: Greifvögel nutzen die hohen Sträucher und Bäume als Sitzwarte, viele Vögel finden hier ein geschütztes Brutrevier oder einen Rastplatz auf dem Vogelzug, Amphibien finden im Inneren der Hecke feuchte Rückzugsorte, Insekten und Spinnen Schutz vor Regen und starkem Wind. Im Frühling locken die Blüten der Feldsträucher Insekten wie Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen an, im Herbst und Winter nähren die Früchte Standvögel wie Amseln, Drosseln und Rotkehlchen.

Zudem spielen Feldhecken eine wichtige Rolle bei der Vernetzung von Waldlandbiotopen. Unsere Wildkatze ist beispielsweise auf Gehölzsäume angewiesen, um zwischen Waldgebieten wandern zu können, da sie offenes Gelände meidet. Obendrein hat eine Feldhecke eine wichtige Klimawirkung als Windbremse, Schattenspender, Wärmeinsel – je nach Wetter und Jahreszeit. Auch die Landwirtschaft profitiert von Feldhecken: Feldhecken schützen Feldfrüchte vor starkem Wind, verringern die Bodenerosion und erhöhen oft die Erträge in angrenzenden Feldern, in dem sie Nützlinge fördern. So leben 90% unserer Schlupfwespen in Hecken und parasitieren und dezimieren dadurch Schädlinge der angebauten Feldfrüchte.

Um Feldhecken zu schützen und zu fördern kann jede*r etwas beitragen. Durch den Einkauf regionaler und biologisch produzierter Produkte, durch Mitgliedschaft in einer Solidarischen
Landwirtschaft (SoLaWi), durch Einkauf auf Märkten und in Hofläden. Alles, was eine kleinbäuerliche, ökologische Landwirtschaft unterstützt und fördert, sorgt für eine Produktionsweise, in der Feldhecken ihren Platz behalten können.

Einheimische Wildsträucher im eigenen Garten

Auch im eigenen Garten kann etwas für die Artenvielfalt getan werden. Selbst ein einzelner
einheimischer Strauch oder eine grüne Hecke statt grauer Gabionen sind Bausteine: Wer

  • Kornelkirsche (Cornus mas)
  • Wildrosen wie die Hundsrose (Rosa canina) oder Kartoffelrose (Rosa rugosa)
  • Felsenbirne (Amelanchier ovalis)
  • Mispel (Mespilus germanica) 
  • schwarzen Holunder (Sambuccus nigra)

in seinen Garten pflanzt, hat nicht nur schöne, insektenfreundliche Blüten im Frühjahr, sondern auch essbare Wildfrüchte im Sommer bzw. Herbst, die sich zu allerlei verarbeiten
lassen.

Wer viel Platz hat, kann auch einem

  • Weißdorn (Crataegus monogyna)
  • Traubenkirsche (Prunus padus)

Heimat geben.

  • Schlehe (Prunus spinosa)
  • Hartriegel (Cornus mas)

hingegen sind nur für Menschen mit großen Gärten und antiautoritärer Gartenplanung geeignet, da sie sich durch Wurzelsprosse gerne eigenständig ausbreiten.

Schöne Blüten und Früchte, die allerdings nur für Vögel genießbar sind, bieten beispielsweise

  • gemeiner und wolliger Schneeball (Viburnum opulus bzw. lantana)
  • Liguster (Ligustrum vulgare)
  • Pfaffenhütchen (Euonymus europaea).

Allerdings sollte man beim Kauf darauf achten, keine Zuchtformen mit gefüllten, sterilen Blüten zu erwerben.

Auch vom allseits beliebten Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) ist abzuraten:
Diese Pflanze kommt aus Südosteuropa ist nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die meisten Insekten giftig. Zudem sät sie sich selbst aus und wird mittlerweile als invasive Pflanze eingestuft.

 

 

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